Vom 25. bis 27. November durften wir Sensei Gustavo Gondra aus Argentinien zum zweiten Mal in unserem Dojo für einen Karatelehrgang begrüßen. Mit jeweils einem 8. Dan in Uechi Ryu Karate und Kobudo ist er einer der höchstgraduiertesten Meister außerhalb Okinawas. Er blickt auf inzwischen 42 Jahre Karateerfahrung zurück, ist nicht nur ein hervorragender Techniker und Vermittler des traditionellen Uechiryu Karate, sondern auch ein erfolgreicher Wettkämpfer. In den 80er Jahren nahm er an vielen lateinamerikanischen und internationalen Turnieren teil, sowie mehrmals an den All Okinawan Championships, wo er 1988 den 3.Platz im Kumite errang. Und erst dieses Jahr wurde er Kataweltmeister beim IKA Kubota Worldcup. Die Gelegenheit, unter so einem außergewöhnlichen Sensei zu trainieren, darf man sich nicht entgehen lassen, und so nahmen 35 Erwachsene und 14 Kinder aus verschiedenen Uechi Ryu Karate Dojos in Bad Kissingen, München und natürlich Erlangen am Lehrgang teil.
Den Einstieg gab eine kleine Welcome-Party bei uns im Dojo. Das eigentliche Seminar ab Freitag Morgen fand dann wieder im Aikido-Dojo des TB Erlangen statt, das uns für derartige Veranstaltungen freundlicherweise immer zur Verfügung gestellt wird, da bei uns zu wenig Platz für die vielen Teilnehmer ist. Das Lehrgangsprogramm umfasste traditionelles Uechi-Ryu Karate und Kumite (Freikampf). Besonderer Schwerpunkt lag diesmal in der Vermittlung eines systematischen Kumite-Übungsprogramms. Dieses Programm werden wir nun in unseren regulären Unterricht einbauen, um unsere Fähigkeiten auf diesem Gebiet zu verbessern. Daneben erklärte und korrigierte er auch wieder viele unserer traditionellen Uechiryu Techniken, Katas und deren Anwendung, und er zeigte uns eine Verteidigungssreihe gegen mehrere Angreifer mit vielen Würfen und Hebeln. Mit je dreieinhalb Stunden Unterricht am Vormittag und Nachmittag brachte der Lehrgang alle ans körperliche und geistige Limit, aber Gondra Sensei schaffte es immer wieder, uns zu motivieren und auch die letzten Leistungsreserven zu aktivieren. So hielten alle durch. Und wie schon im letzten Jahr bekamen auch die Kinder zweimal eine Stunde super motivierenden Power-Unterricht. Sie waren davon hellauf begeistert. Gondra Sensei hat für das nächste Seminar im November 2012 breits zugesagt.
Die übrigen Bilder vom Karatelehrgang mit Gustavo Gondra November 2011 (auf Facebook)
Ingrid hat ihre persönlichen Eindrücke in einem schönen Bericht zusammengefasst:
Der Lehrgang mit Gustavo Gondra Sensei war einmal mehr ein Leckerbissen.
Mit unendlicher Geduld erklärt er die Bedeutung und den Sinn jeder einzelnen Grundtechnik, der Katas und deren praktischer Anwendung, denn es geht ihm darum, dass wir Karate verstehen. Das Kontrastprogramm bieten die Kumite-Techniken, sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene. Was er zeigt, ist von solch einer lässigen Kraft, dass es unbedingt zur Nachahmung anregt. So schwitzen wir uns durch die Techniken, üben Würfe und Hebel. Sein Interesse liegt nicht nur darin, dass wir Karate durchdringen, sondern auch darin, dass Karate uns durchdringt. Der Karate-Spirit sei bei uns, was auch immer wir tun. Es ist von Aufmerksamkeit und Kampfbereitschaft die Rede, und aus seinen Erzählungen ahne ich, dass das Pflaster von Buenos Aires doch ein anderes ist als das von Erlangen.
Was ich mitnehme ist: Achtsamkeit auf und in alles, was um mich herum vorgeht, keinen Schwachpunkt oder Ermüdung zeigen, denn ein Karateka stirbt innerlich, aber nie äußerlich, und wenn doch, dann kämpft er bis zu seinem Untergang. Für mich heißt das: Gib nie auf!
Und da er nicht nur ein großartiger Sensei ist, sondern auch ein warmherziger Mensch, lässt er uns zwischendurch Verschnaufpausen und erzählt Geschichten. Räumt euer Haus auf! Was bedeutet: Gebt jeder Technik eure besondere Beachtung mit einem Kime am Schluss, nicht durchhudeln, sondern akzentuieren. Und wer hätte es gedacht? Kime ist der Schlüssel zum Anti-Aging! Denn jedes Kime lässt uns für einen kurzen Augenblick die Zeit anhalten, und in dieser Zeit hören wir auf zu altern. Reihen wir diese Augenblicke aneinander, erhalten wir eine regelrechte Verjüngungskur. Trainiert also fleißig und gebt einer jeder eurer Techniken Kime und ihr bleibt jung!
Und noch eine Geschichte, die vielleicht verwundert: Pangai Noon, auf dem unser Stil basiert, bedeutet ‚halb hart und halb weich‘. Das erfordert von den Männern, ihren weiblichen Anteil zu zeigen und somit dem Kampf etwas Kunst hinzuzufügen, und es fordert von den Frauen, ihre männlichen Anteile einzubringen und so der Kunst etwas Kampf beizumischen. Nicht zu verkrampft und nicht zu lasch, das richtige Gleichgewicht zwischen Anspannung und Entspannung, kraftvoll und ästhetisch – so wird das Ganze rund.
Also, räumt euer Haus auf, seid allzeit bereit, kämpft übers Umfallen hinaus und macht eure Sachen kraftvoll und schön.
Vielen Dank für diesen großartigen Lehrgang, für Inspiration, Motivation und neue Impulse. Wir freuen uns aufs nächste Jahr und ein Wiedersehen.
From Karate: Gustavo Gondra Sensei – Erlangen/Germany – Nov 2011. Posted by Thomas Podzelny on 12/02/2011 (200 items)
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