Am 25./26. Mai 2019 war es wieder soweit, einer der Höhepunkte für die Budôkids im Jahr – unser traditionelles Budôwochenende unter der Leitung von Dôjô-Sensei und Budôpädagoge Thomas Podzelny. Die teilnehmenden Kinder durften diesmal den Budôanzug daheim lassen und konnten unter dem Thema „Japan – mehr als Kampfkunst“ verschiedene andere Aspekte aus der japanischen Kultur kennenlernen und ausprobieren.
Los ging es mit Origami. Wir falteten aus farbigen quadratischen Papierblättern lustige Tiere und andere Figuren. Dazu gehört viel Konzentration und Sorgfalt, und es war auch nicht leicht, die bebilderten Anleitungen zu verstehen. Aber mit ein bisschen Übung und Hilfe schafften es schließlich alle, sich einen kleinen Papierzoo aus Tauben, Papageien, Fröschen (die sogar springen konnten) und Giraffen zu basteln. In Japan sagt man, die Götter gewähren demjenigen einen Wunsch, der 1000 Kraniche faltet.
Das viele Konzentrieren hatte die Kinder hungrig gemacht, aber das Abendessen in Form von Sushi (kleine in Seetangblätter gerollte Reishäppchen, gefüllt mit Fisch oder Gemüse) musste erst einmal selbst zubereitet werden. Nachdem alle erforderlichen Zutaten kleingeschnitten waren und Thomas vorgeführt hatte, wie man ein Seetangblatt fachgerecht belegt, rollt und in kleine Häppchen schneidet, waren die Kinder an der Reihe. Es wurde ein ziemliches ‚Gemansche‘ und der Reis klebte bald überall. Doch alle hatten irgendwann ihren Teller mit selbstgemachten Sushi vor sich. Diese wurden dann mit den Fingern oder – wie echte Samurai – mit Stäbchen gegessen. Jedes Kind durfte Stäbchen und eine Sushi-Rollmatte mit nach Hause nehmen. Nach dieser kulinarischen Herausforderung erholten sich die Geschmacksnerven bei Schokoladenpudding mit Vanillesauce.
Ein japanischer Anime-film (Zeichentrick) überbrückte die Zeit bis zur Dunkelheit, dann ging es auf zur traditionellen Nachtwanderung. Nach zwei Stunden im Meilwald fielen die Kinder erschöpft in ihre Schlafsäcke.
Am nächste Morgen wurde bereits um 8:00 geweckt. Nach dem Aufräumen stand eine kleine Meditation auf dem Programm. Mittels stillem Sitzen und der Konzentration auf eine ruhige Atmung sollten alle ihre Gedanken zur Ruhe bringen. Das ist schwieriger als es aussieht, aber eine gute Übung, um sich auf Aufgaben, die viel Konzentration erfordern, vorzubereiten. Der Raum wurde wie für eine richtige Zen-Meditation hergerichtet und 10 Minute lang saßen dann alle weitestgehend ruhig auf ihren mitgebrachten Decken und Kissen.
Nach dem Frühstück ging es weiter mit einer Einführung in die Japanischen Schriftzeichen (Kanji). Die Kinder lernten, dass diese eigentlich aus China stammen, die ältesten der Welt sind (bis zu 6000 Jahre alt) und dass japanische Kinder 3000 dieser Zeichen in der Schule lernen müssen. Aber auch, dass dieses scheinbare Durcheinander aus Strichen, Punkten, Kästchen und Häuschen einem durchdachten System unterliegt. Die einfachsten Zeichen sind der Natur abgeschaut. Die Kids lernten die Schriftzeichen für Sonne, Baum, Wurzel, Mensch, groß, klein und Berg, und wie man diese zu erstaunlich vielen neuen Begriffen zusammensetzen kann. Zum Schluss durften die Kinder die Schriftzeichen für ‚Japan‘ mit Pinsel und Tusche malen. Außerdem bekamen alle ein Blatt mit ihrem Namen auf Japanisch.
Zwischendurch zelebrierte Thomas für die Kinder noch ein kleine Teezeremonie. Die nötigen Utensilien sowie eine Auswahl seiner japanischen Teeschalen hatte er von zu Hause mitgebracht. Dabei wird japanischer grüner Pulvertee (Matcha) auf eine festgelegte und sorgfältige Weise zubereitet und den Gästen zusammen mit einer kleinen Süßigkeit angeboten. Jeder durfte eine Schale probieren, und erstaunlicherweise hat es den meisten geschmeckt.
Zum Abschluss gab es für jeden eine Teilnehmerurkunde. Müde, aber voll mit neuen Erfahrungen wurden die Kinder gegen Sonntag Mittag von ihren Eltern abgeholt – wieder einmal ein schönes und gelungenes Seminar.