Waffenkampfkunst aus Okinawa – Stilrichtung ‚RYUKYU KOBUDO‘
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Geschichte
Ryukyu Kobudo bezeichnet die Waffenkampfkünste des heute zu Japan gehörenden Ryukyu Archipels mit Hauptinsel Okinawa. Ryukyu ist der Name des ehemaligen Königreiches, Kobudo lässt sich übersetzen als „Weg (DO) der alten (KO) Kampfkünste (BU)“.
Die dortigen Einwohner entwickelten verschiedene eigene Kampfkünste, die sich von denen der japanischen Hauptinseln unterschieden. Neben dem vom chinesischen Kempo beeinflussten waffenlosen Karate benutzten sie auch verschiedene Waffen, die teilweise aus Alltagsgegenständen hergestellt wurden.
Die verwendeten Waffen waren Bo (ca. 182 cm langer Holzstab), Sai (Metallgabeln, früher Polizeiwaffen), Tonfa (Mühlsteingriffe), Kama (Sichel), Tekko (Schlagring, ursprünglich aus Hufeisen), Nunchaku (zwei kurze Stäbe mit Kette oder Schnur verbunden, ursprünglich Teil des Pferdezaumzeugs), Tinbe und Rochin (Schild, früher aus Schildkrötenpanzern, und kurze Hellebarde), Eku (Paddel) sowie Suruchin (Kette mit Gewichten an den Enden).
In früheren Zeiten, vereinzelt auch heute noch, übten viele Menschen nur den Umgang mit einer bestimmten Waffe bis zur Meisterschaft. Ein Beispiel dafür ist das berühmte Yamani Ryu (Schwerpunkt auf Bo). Und fast jedes Dorf hatte seine eigene Formen (Katas). Der berühmte Shinken Taira (1897-1970) begann als erster, die verschiedenen Waffenformen zu katalogisieren und zu lernen. Er reiste 1922 nach Tokyo und wurde Karateschüler von Gichin Funakoshi (1868-1958). 1929 begann er unter Moden Yabiku (1878-1941) Ryukyu Kobujutsu zu studieren. 1933 gründete er ein Zweigdojo von Gichin Funakoshis Shotokanstil in der Präfektur Gunma, wo er Karate und Kobujutsu unterrichtete und gleichzeitig die Waffenkünste unter dem Lehrer Kenwa Mabuni (1889-1952) weiter studierte. Taira stellte 35 Katas zusammen, die er gelernt hatte oder als besonders wertvoll erachtete (17 Bo, 8 Sai, 2 Kama, 1 Tekko, 2 Tonfa, 2 Nunchaku, 1 Ekku, 1 Tinbe, 1 Suruchin). Eine Kata wurde entweder aufgrund ihrer Techniken ausgesucht, oder weil sie repräsentativ für eine bestimmte Gegend oder Schule war.
1942 kehrte er bis zum Ende des Pazifischen Krieges nach Okinawa zurück. Ungefähr zur Zeit als die ältere Generation der Karatekas begann, inmitten der Armut nach dem Krieg Dojos zu eröffnen, wurde Shinken Taira aus Sorge über das Verschwinden des Ryukyu Kobujutsu aktiv und gründete 1955 die ‚Ryukyu Kobudo Hozon Shinko Kai‘ (Vereinigung zur Erhaltung und Förderung der traditionellen Kampfkünste der Ryukyu Inseln). Sie ging aus der ‚Ryukyu Kobujutsu Kenkyu Kai‘ hervor, welche von Moden Yabiku in die Welt gerufen wurde. Er wurde ihr erster Präsident und arbeitete stetig an ihrer Entwicklung. 1970, nach dem Tod von Shinken Taira, wurde sein erster Schüler Eisuke Akamine (1925-1999) zweiter Präsident der Vereinigung.
Moden Yabiku übte den Yamanistil aus und war Schüler in unmittelbarer Linie von Sanda Chinen (Yamani Nusume, 1840-1922). Bevor er von Shinken Taira unterrichtet wurde, studierte Eisuke Akamine unter Chinens Schülern Seichihiro Higa(1890-1991), Reisuke Higa, Yohei Akamine (1904-1989) und Jinsaburo Higa (1900-1981).
Hiroshi Akamine, Sohn von Eisuke Akamine, wurde zum dritten Präsidenten gewählt um seines Vaters Arbeit weiterzuführen. Die Vereinigung expandierte unter seiner Führung, indem auch mehr internationale Dojos dazukamen. Das Hauptdojo ist das Shimbukan Dojo in Nesabu, Tomigusuku, Okinawa. Im Juni 2011 gab Hiroshi Akamine aufgrund verschiedener Differenzen den Vorsitz auf, verließ den Verband und gründete die neue Organisation Ryukyu Kobudo Shimbukan, um das Vermächtnis seines Vaters unbeeinflusst fortführen zu können.
Die charakteristische Art im Ryukyu Kobudo Shimbukan die Waffen zu benutzen hat das Shorin Ryu Karate als Basis. Mit der primären Betonung der Bo- und Sai-Techniken wurden über 20 verschiedene Kobujutsu Katas erhalten und weitergegeben.
Unser Lehrer
Thomas Podzelny übt Kobudo seit 2005, zunächst unsystematisch und stilübergreifend, autodidaktisch und im Austausch mit Freunden aus dem Karateumfeld, die bereits etwas Erfahrung im Kobudo gesammelt hatten. Während seines Okinawa-Besuchs 2006 hatte er Gelegenheit, mit Kosuke Yonamine (8.Dan Kobudo, 9.Dan Uechi Ryu Karate-Do) und anderen zu trainieren und kam so zum ersten Mal mit Lehrern des Ryukyu Kobudo in Berührung. Auf der Suche nach Möglichkeiten, seine Studien in Deutschland fortzusetzen, lernte er auf einem Kobudo-Lehrgang im Mai 2007 Dell Hamby (inzwischen 7.Dan Kobudo) aus Basel kennen, dessen Schüler er wurde. Von ihm erhielt er auch die Erlaubnis, im eigenen Dojo eine Kobudo-Übungsgruppe zu gründen und anzuleiten. Seitdem besucht Thomas regelmäßig jedes Jahr Lehrgänge in Deutschland und in der Schweiz sowie das Zentraldojo von Kaicho Hiroshi Akamine auf Okinawa. Im Oktober 2017 erhielt er dort die Master-Instructor-Lizenz (Shihan Menkyo) und im September 2022 legte er auf einem Lehrgang mit Akamine Sensei in Erlangen erfolgreich die Prüfung zum Renshi 6.Dan ab (Renshi=1.Meistergrad). Damit darf Thomas eigenständig Kobudo-Prüfungen bis zum 4.Dan abnehmen, und das Ki-Shin-Tai Dojo ist offizielles deutsches Zweigdojo (Shibu) unseres Verbandes.
Unterricht im Ki-Shin-Tai Dojo:
Kobudo kann bei uns als Ergänzung zum Karate-Unterricht aber auch als separate Kampfkunst geübt werden. Der Umgang mit den Waffen verbessert den Einsatz der Hüfte sowie Präzision, Kraft und Schnelligkeit bei der Ausführung aller Karatetechniken. Interessierte und engagierte Schüler können unabhängig vom Karate offizielle Kobudo-Graduierungen des Ryukyu Kobudo Shinbukan erwerben.
Erwachsene und Jugendliche (ab 13 Jahre):
- Montag 19:00-20:15 (Karate alle), 20:30-21:30 (Kobudo alle)
- Mittwoch 19:00-20:15 (Kobudo Fortgeschrittene ab 3.Kyu), 20:30-21:30 (Karate Fortgeschrittene ab 5.Kyu)
- Freitag 19:00-20:15 (Karate alle), 20:30-21:30 (Kobudo alle)